mit dem Bus...

Fahrt mit dem Regionalbus von Riga nach Tartu

Eines vorweg: Dies ist die teuerste, aber bequemste Möglichkeit,
von Riga nach Tartu zu reisen. Der Bus startet um 17.45 Uhr direkt
am Flughafenausgang und erreicht Tartu um 22.45 Uhr, kostet
inzwischen aber stolze 18,- Euro.
Zur Veranschaulichung hier der entsprechende Link zu diesem Bus:

(Die Abfahrts- und Zielorte müssen natürlich in den estnischen
Varianten
eingegeben werden, in diesem Fall so:
Departure (= Abfahrtsort): Riia Lennujaam (=Riga Flughafen)
Destination (=Zielort): Tartu)

Der Bus fährt durch die lettische Stadt Valmiera, macht dort 10 Min.
Pause, überquert die estnische Grenze in der Stadt Valga und hält
dort nochmals kurz, um Fahrgäste aus- und einsteigen zu lassen.
Da Lettland und Estland dem Schengener Abkommen beigetreten
sind, gibt es natürlich keine Passkontrolle an der Grenze, die nur sehr
aufmerksame Beobachter überhaupt wahrnehmen.
Nach dem Erreichen von Tartu fährt der Bus weiter nach Narva -
das ist eine estnische Stadt an der Grenze zu Russland - bis zum
Endziel in St.-Petersburg. Die Fahrgäste sind daher fast ausschließ-
lich russischer Herkunft.
Wenn Sie später Tartu wieder verlassen möchten, können Sie den
gleichen o. a. Link benutzen, um sich alle Busverbindungen von Tartu
anzeigen zu lassen.
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mit dem Zug...

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Fahrt mit der Bahn von Riga nach Tartu

Die Eisenbahnen sind im Baltikum zwar sehr unterentwickelt, aber
im Vergleich zu den Busfahrten extrem billig.
Um vom Flughafen zum Bahnhof Riga zu kommen, steigt man in den
Bus der Linie 22 oder 22a ein und fährt die gleiche Strecke wie zum
Busbahnhof, nur eine Station weiter. Der Bahnhofsplatz ist ein mar-
kanter Ort mitten im belebtesten Teil der Innenstadt:



Leider gibt es noch keine durchgängige Bahnverbindung von Riga
nach Tartu, seit dem 25.04.2008 aber immerhin bis zur Grenzstadt
Valga/Estland (3 Mal täglich).
Den Fahrplan können Sie hier einsehen (Bahnverbindungen in Lettland).
Die Fahrt von Riga nach Valga kostet 2,83 Lats (= ~ 4,04 Euro)
und dauert exakt 3 Stunden und 17 Minuten.

Das Bahnhofsgebäude in Valga ist gleichzeitig der dortige Busbahnhof.
(Anschrift: Jaama Puiestee 12, Valga 68204, Tel.: +372 7661888)

Nun kann man sich entweder die kleine Stadt Valga anschauen oder
einen der letzten Busse nach Tartu nehmen; je nach Ankunftszeit und
Wochentag um 17 Uhr, 18.30 Uhr (nur Sa.+So.) und 21.20 Uhr.
Der letzte Bus nach Tallinn fährt täglich um 18 Uhr.
Genaueres können Sie auch auf der estnischen Seite für Busfahrpläne
einsehen. Diese gelten für ganz Estland: Regionalbusse in Estland
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alternative Möglichkeiten

Es gibt noch eine Alternative zu den Direktverbindungen zwischen
Riga und Estland. Man kann von Riga mit verschiedenen Regional-
bussen und zweimaligem Umsteigen bis nach Tartu kommen.
Die Busse waren sehr oft und sind billiger als die Direktverbindungen.
Diese etwas abenteuerliche Möglichkeit bietet sich an, wenn die
Zeitfenster der Reisebusse oder der Bahn ungünstig sind.
Dazu fährt man von Riga bis nach Valmiera, steigt dort in einen
anderen Bus um, der schließlich nach Valka fährt. Dort muss man
über die Grenze zum estnischen Busbahnhof gehen. Er ist nicht sehr
weit entfernt, trotzdem vorsichtshalber hier die Adresse:
Jaama Puiestee 12, Valga 68204, Tel.: +372 7661888

Mit dem folgenden Link können Sie Ihr persönliches Zeitfenster ent-
wickeln, um von Riga über Valmiera nach Valka zu kommen:

(Für die Stadt Valka bitte unbedingt "Valkas" eingeben,
für Valmiera "Valmieras"; AO bedeutet
Autoosta = Busbahnhof)


Ab Valga, also Estland, können Sie wieder die estnische Seite aller
Busverbindungen in diesem Land verwenden:

Erfahrungsbericht: Bahnfahrt in Lettland


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Bericht
(Ein kleiner Erfahrungsbericht über meine erste Fahrt mit dem Zug von Riga nach Valga)

Als ich das erste Mal vor dem relativ kurzen Zug stand, wagte ich es
kaum einzusteigen. Er wirkte sehr alt und sehr ungewöhnlich, also irgend-
wie fremd für mich. Drinnen änderte sich diese Wirkung auf mich nicht:
Der Großraumwaggon schien als einzigen Luxus gepolsterte Sitze anzubie-
ten. Diese waren jeweils gegenüberliegend angeordnet, die Lehnen niedrig -
Kopfstützen gab es natürlich nicht! Allerdings hatte ich bei einem Fahrpreis
von umgerechnet etwa 4,- Euro für eine Dreistundenfahrt auch keinen
Luxus erwartet und musste fairerweise zugeben, dass das Preis-/Leistungs-
verhältnis immer noch gut war.
Diese Riga-Valka-Verbindung schien gut genutzt zu werden: Die Waggons
waren zu über 50 Prozent belegt, freie Plätze in Fahrtrichtung gab es kaum
noch. Ich schien jedoch Glück zu haben: Gleich beim Eintritt bemerkte ich
in der Ecke eine 3er-Sitz-Kombination, in der kein Mensch war. Also setzte
ich mich dort ans Fenster. Die Luft war - vermutlich aufgrund der vielen
Fahrgäste in diesem Zug - sehr stickig und warm, obwohl es draußen bei
nur 20 Grad Celsius für einen Sommer mäßig warm war. Während ich
darüber nachdachte, ob ich die einzige Person in diesem Waggon war, die
bei dem Mief kaum atmen konnte, da niemand ein Fenster öffnete, kam
eine große, stämmige, nicht sehr schöne, etwa 50-jährige Frau durch die
Waggontür und sah mich streng und vorwurfsvoll zugleich an.
Sie schien so etwas wie eine Uniform zu tragen und war für mich nicht so-
fort als Angestellte der Lettischen Eisenbahn erkennbar. Als sie mir wieder-
holt, aber nicht unfreundlich, etwas auf Lettisch sagte, entgegnete ich:
"I speak English!" Daraufhin entgegnete sie überraschend in deutsch:
"Nehmen Sie einen anderen Platz!" und tippte mit ihrem dicken Zeige-
finger an eine Stelle auf der Wand über meinem Sitz.
Was ich anfangs als Filzstiftgekrakel eines unreifen Jugendlichen gehalten
hatte, erwies sich als Hinweis, dass diese 3-er-Sitzgruppe ausschließlich
dem Personal der Lettischen Bahn vorbehalten war.

Der verbotene Konduktora-Sitz

Ich wählte also einen anderen Platz und war erleichtert, einen in Fahrt-
richtung bekommen zu haben, wenn auch die gegenübersitzende Frau
erst einmal ihre nackten Käsefüße herunternehmen musste.
Dann - nach dem Hinsetzen - wusste ich nicht so recht, wohin mit mei-
nen eigenen Füßen; der Boden war an der Fensterseite eingeengt, der
gegenüberliegende Sitz nicht weit entfernt und die Füße der gegenüber-
liegenden Frau schienen riesig zu sein! Wir einigten uns stillschweigend
auf eine bestimmte, ziemlich komplizierte Fuß-/Schuhkonstellation.
Als der Zug sehr pünktlich losfuhr, stellte ich missmutig fest, dass ich
mich in der Fahrtrichtung geirrt hatte und nun entgegen dieser saß.
Ich hoffte, dass mir dadurch nicht schlecht werden würde, zumal die Luft
im Waggon mit jeder Minute an Qualität einbüßte.
Entgegenwirkend soll man ja aus dem Fenster schauen, um Übelkeit
zu vermeiden, aber ich konnte meinen Blick nicht von der gegenüberlie-
genden Frau abwenden! Sie war um die 50 und las in einem lettischen
Buch. Bis dahin nicht weiter spektakulär, aber an dem linken Glas ihrer
Lesebrille klebte ein Aufkleber mit der Information "2,0", was den Wert
der Dioptrie darstellte. Da dieses runde Schild etwa ein Viertel des Glases
einnahm, fragte ich mich ständig, ob es sie nicht beim Lesen stören würde
oder sie es bisher überhaupt noch gar nicht bemerkt hatte. Ziemlich
lange war ich gewillt, sie darauf hinzuweisen, um sie nicht weiterhin dem
Ziel grinsender Gesichter - wie meines - auszusetzen. Dann fiel mir ein,
dass sie die Brille vielleicht wieder zurückgeben wollte, dachte an die
sprachlichen Komplikationen, gab es auf und schaute endlich wieder aus
dem Fenster.

Nun kam die Frau Kontrolleurin durch den Waggon und widmete sich
sehr ernst ihrer Arbeit. Als ich an der Reihe war, nahm sie mir meinen
Papierauszug, den ich schon vorher im Bahnhof Riga als Ticket gekauft
hatte, aus der Hand, schaute mit geübtem Blick drauf und nickte.
Zum Abschluss wurde der Beleg von ihr auf der Rückseite - ihre Akten-
mappe als Unterlage benutzend - geräuschvoll abgestempelt und mir
wieder ausgehändigt.

Nun hatte ich erst mal nichts weiter mehr zu tun...

Die Fahrt aus dem Einzugsbereich aus Riga schien eine Ewigkeit zu
dauern. Der Zug rumpelte schaukelnd mit ziemlich langsamer Geschwin-
digkeit über die Gleise, bei Kurvenfahrten wurden wir noch langsamer.



Es gab viele Haltestationen zwischendurch bis nach Valga; vielleicht
waren es 15 bis 20; eine Streckenkarte hing in jedem Waggon aus.
Die schlechte Luft, das Sitzen entgegen der Fahrtrichtung und das
Geschaukel des Zuges ließen mich meine ersten Eindrücke der Bahn-
fahrt sehr negativ erscheinen, und ich sehnte mich nach den Reisebus-
sen mit Klimaanlage und bequemen Sitzen mit Kopfstützen.
Als ich dann wieder an den niedrigen Preis für diese Bahnfahrt und
an den doppelten bis dreimal so teuren der Busse dachte, konnte sich
meine Stimmung wieder in einem akzeptablen Bereich einpegeln.
Außerdem hatte ich ja schon seit langem unbedingt diese Bahnfahrt
machen wollen, um meinen Erfahrungsschatz zu erweitern!
Bisher waren meine Flüge nach Riga zu spät gewesen, so dass ich den
13.54-Uhr-Zug nie erreichen konnte. Zwar gab es noch einen 18-Uhr-
Zug, aber der wäre zu spät in Valga angekommen. Das Risiko, meinen
letzten Bus nach Tartu nicht zu bekommen, war einfach zu groß gewe-
sen.
Nun war ich also in diesem Zug und versuchte, die Fahrt zu genießen.
Immerhin sah man schöne Landschaften am Fenster vorbeiziehen.
Irgend jemand hatte inzwischen auch den Mut gefunden, ein Fenster
zu öffnen, so dass die Luft erträglich wurde.

Ab Valmiera wurde es noch schöner, da der Zug sich immer weiter
leerte und ich sogar eine ganze 4er-Sitzgruppe für mich allein hatte -
endlich konnte ich in Fahrtrichtung sitzen und meine Schuhe ausziehen,
um dann meine Beine auf dem gegenüberliegenden Sitz abzulegen. Das
erste Mal nun mochte ich die Zugfahrt fast; ich fand sie jetzt sogar richtig
bequem! Je mehr wir uns der estnischen Grenze näherten, desto leerer
wurde der Waggon - und desto mehr musste ich zur Toilette!

Glücklicherweise gab es eine ganz vorne links, allerdings drängelten sich
direkt vor mir drei Jugendliche hinein - zwei männliche, eine weibliche.
Ich ahnte, dass der Sinn und Zweck dieses Raumes durch diese Personen
missbraucht wurde. Eigentlich wollte ich gar nicht wissen, was die drei
da drinnen trieben, aber ich musste notwendigerweise hinein!
Als mir die Wartezeit unverhältnismäßig lang erschien, klopfte ich ener-
gisch gegen die Holztür. Anscheinend hatten sie die Kontrolleurin erwar-
tat, da die Tür sofort aufsprang. Ich sah eine Zigarettenkippe aus dem
Klofenster fliegen, dann waren alle drei so schnell draußen und ich so
schnell drinnen, dass ich das Beweismittel - starker Zigarettenqualm -
in starker Konzentration um mich herum hatte. Ich lüftete und sah mich
in diesem kleinen Raum um.

Das Inventar bestand zweckmäßig aus viel Metall. Zwar war es dort nicht
auffallend schmutzig, auch der Fäkalgestank hielt sich in Grenzen, trotz-
dem war ich wieder mal erleichtert, als Junge auf die Welt gekommen zu
sein.

Zurück in meinem Waggon sah ich die Jugendlichen wieder, die mich je-
doch nur mit verstohlenen Blicken würdigten.
Kurz vor Erreichen des Endbahnhofes waren wir nur noch zu viert im
Waggon plus Konduktora.

Unser Zug erreichte Valga pünktlich auf die Minute um 17.11 Uhr
Endlich, nach nun 3 Stunden und 17 Minuten Fahrt, konnte ich aus-
steigen und mir den Bahnhof anschauen. Diesen Genuss möchte ich
gerne mit Ihnen, liebe Leser, teilen:
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